Donnerstag, 3. November 2016

Abbitte ... und des Rathaus' neue Fenster

Es brauchte ein paar Tage bis sich Aegir soweit beruhigt hat um unsere gemeinsame Abreise vorbereiten zu können. Die Tage, bis unser Schiff gen Süden ablegte, vergingen alles andere als im Flug. Jede Ahn kam mir vor wie ein ganzer Mond, oder noch länger.
Und Aegir nutzte die Gelegenheit um mir deutlich zu machen was er von mir erwartet.
Ich sollte in Belnend, unter des Hauptmanns Befehl, arbeiten und so meine Schuld an den ganzen Verwirrungen abtragen. Protest war zwecklos. So sehr ich auch versuchte meine Unschuld an den Geschehnissen zu verdeutlichen. Immer wieder versuchte ich einzustreuen dass es ja wohl der Mißstand einer ganzen Stadt ist der alles verschuldet hat. Wie es denn eigentlich kommt, dass ein Weib, eine praktisch unschuldige Reisende (Jaja, ich weiss! Ohne Reiseerlaubnis!) einfach so entwendet werden kann.
Meine Bemühungen in diese Richtung blieben erfolglos. Was vermutlich auch daran liegen mag, dass während ich mich Zuhause in meiner Hütte einschloss (wir erinnern uns: zu meiner eigenen Sicherheit!) bereits jemand anderes vorzügliche Vorarbeit geleistet hat.

"Nun gut. Immerhin wissen wir heute schon wesentlich mehr als gestern. 
Das ist schon mal was. 
Und mit Graham werde ich auch sprechen. 
Ich würde mich natürlich an dem Freikauf der blonden Sklavin aus seinen Händen beteiligen wollen. 
Ich arbeite mit voller Kraft an der Heimholung von Saria, 
auch wenn sie nicht mehr deine Gefährtin ist.
Warum eigentlich nicht? 
Hat sie ihre gefährtenschaftlichen Pflichten nicht mehr wahrgenommen? 
Sucht sie einen anderen  Gefährten?
Wenn ja warum nimmst du sie nicht zack in einen eisernen Verschluss?
Dass das funktioniert haben wir hier ja schon gesehen."

Die Worte des Hauptmanns zu Aegir, dem die ungewohnt südliche Sonne scheinbar nicht gut bekam.

"Auch wenn es dich nichts angeht, Bo warum sie nicht mehr meine Gefährtin ist,
vielleicht hat sie ihre Schuldigkeit als freies  Weib getan .. drei Söhne  eine Tochter .. 
und  wenn die Gesetzlosen  sie bereits in einen Kragen gesteckt haben, 
spar ich mir Material und Zeit, Commander.
Egal wie es ausgeht, egal wie wir mein Ex Weib  dort heraus bekommen .. 
sie wird  als Aufwandsentschädigung hier arbeiten. Egal welche Arbeit  anfällt.
Ob Herberge, Heilerei .. Schmied, Bäckerei ..
Spann' sie ein als Entschädigung für die Unkosten.
Ist sie frei wird sie als freies Weib behandelt, ist sie Sklavin wird  sie als solche behandelt.
Und sollte  Graham sich nicht entscheiden die Sklavin herauszugeben, werde ich meine Waffen ebenso zur Verfügung stellen."

Der Hauptmann staunte nicht schlecht bei Aegirs Worten was meine Verwendung betraf, vergewisserte sich noch ob er zur Durchsetzung möglicher Maßnahmen uneingeschränkte Erlaubnis erhält und die beiden Männer besiegelten das Abkommen mit Kalana und der Gesellschaft jener Sklavin der ich es zu verdanken habe dass meine Reise überhaupt erst aufgeflogen ist.

Die Abreise stand also nun direkt bevor. Diesmal nahmen wir den direkten Weg über Wasser anstatt einen Halt in den nördlichen Wäldern zu machen. Wie mir schien hatte es Aegir wirklich eilig mich in Belnend abzuliefern.
Schon die Ankunft unterschied sich wesentlich zu den sonstigen Besuchen, wir wurden direkt ins nahegelegene Fischerdorf geleitet und erhielten für die Dauer unseres Aufenthalts die Möglichkeit bei Anteo zu wohnen. Anteo, der Fischer dieses Dörfchens, besitzt einen wunderbaren, recht großzügigen Hof und so hatte er reichlich Platz uns einzuquartieren. Aegir und Anteo schlossen sofort Freundschaft und im Laufe unseres Aufenthalts werden sich beide Männer darüber einig, dass sowohl Aegir als auch der gute Fischer über ein kleines Häuschen auf des jeweils anderen Landes verfügen zu können. Sozusagen unter dem Prinzip dass eine Hand die andere wäscht.
Meine Hände jedoch haben während des Aufenthalts gelitten. Als Aegir ankündigte ich habe meine Schuld in Belnend abzuarbeiten, dachte ich an lange Tage in der Heilerstube. Oder im Rathaus, was meinen Fähigkeiten sicher entsprochen hätte. Da jedoch alle möglichen Bürger der Stadt dazu angehalten worden sind mir Aufgaben zu erteilen, sah mein Tagespensum unterschiedlichste Arbeiten vor. Der Fischer Anteo trug mir auf zusammen mit seiner Sklavin Holzteile eines neu errichteten Raums zu tragen. Es war im übrigen der Raum den man mir für den Aufenthalt zugedachte, es fehlte nur noch eine Tür, die Lara und ich im Schweiße unseres Angesichts eine nicht endenwollende Anzahl an Stufen hochtrugen.  Erschwerend kam dazu, dass die Sklavin über eine ausgeprägte Rechts-Links-Schwäche verfügt und meinen Kommandos mehr schlecht als recht folgte.
Es folgten zunehmend absurdere Arbeitsaufträge die ich niemals guten Gewissens einem Weib übertragen hätte. Die meisten davon waren sehr kräfteraubend, schmutzig und ließen mich ins Schwitzen geraten.
Einer davon war unter anderem dass ich meine Arbeitskraft dem Trupp zur Verfügung stellen sollte, der angewiesen worden war dem Rathaus ein paar neue Fenster zu verpassen.
Unschwer vorstellbar dass ich den Tag unserer Abreise herbeisehnte. Ich war so mit mir selbst, aber natürlich auch mit der Arbeit beschäftigt, dass mir gänzlich entging wie sich Aegir und der Hauptmann immer wieder unterhielten und von einem aufs andere Mal freundschaftlicher auseinandergingen. Die beiden Männer nutzten die Zeit um die vorangegangenen Friedensverhandlungen noch zu verfeinern und schmiedeten im Zuge dessen auch einen höchst perfiden Plan. Ein Plan der unser aller Leben nochmal gehörig auf den Kopf gestellt hat.


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