Mittwoch, 2. November 2016

Ein zunehmend ungutes Gefühl ...

... beschlich mich als ich mich mehr als eine Hand fast ausschliesslich in meiner Hütte befand.
Ich wusste dass Aegir kur vor mir verreist war, dabei unsere Kinder mitnahm, aber der Ort den wir bewohnten kam mir zunehmend einsamer vor. Es erschien mir, nach mehr als einer Hand, eigenartig dass niemand vorbeikam, niemand an die Tür klopfte. Und am wichtigsten - ich begann mich sehr um meine Kinder zu sorgen.

In Belnend herrschte währendessen immer noch helle Aufregung. Der Hauptmann und Aegir saßen viele Ahn zusammen um einen Plan zur Wiederbeschaffung des Weibes zu entwickeln. Den Hauptmann plagte zudem auch ein schlechtes Gewissen mir gegenüber, so dass er neben taktischen Vorgehensweisen auch an einer guten Entschuldigung feilte. Der natürlich eine heldenhafte Befreiung oder ein geschickt eingefädelter Handel vorangehen sollte.
Die beiden Männer entsandten zuerst Boten gen Valhalla, die allerdings mit keinen neuen Nachrichten zurückkehrten. Leon Tallhart beharrte auf seiner Forderung. Selbst als Aegir und Bo nun selbst den beschwerlichen Weg auf sich nahmen um das direkte Gespräch mit ihm zu suchen, rückte er kein Stück davon ab. Vielmehr ließ er die weitgereisten Männer in dem Glauben er habe mich immer noch in seinen Fängen und wird eine Freilassung erst in Erwägung ziehen wenn er seinen Besitz zurückerhält. So zogen die Männer unverrichteter Dinge wieder ab und machten sich daran ein kleines Heer an Kriegern zusammenzurotten.

Mir wurden in der Zwischenzeit die Tage sehr lang. Eingesperrt in meiner Hütte versuchte ich mich zwar mit einigen Dingen zu beschäftigen, aber die Sorge darüber warum niemand des Weges kam nahm stetig zu. Die Nächte waren besonders lang, da ich kaum Schlaf fand und die Geräusche des Waldes, der Umgebung viel unheilvoller klangen als sie es tatsächlich sind.
Mehrmals hatte ich das Gefühl jemanden um die Hütte schleichen zu hören, sehen konnte ich jedoch niemanden. Aber ich beschloss mich zu rüsten, auf meine Art und Weise. Nach meiner Rückkehr in die Familie hat es Aegir verabsäumt mir meine Waffen auszuhändigen, so dass ich auf gänzlich weibliche Hausmittel zur Verteidung angewiesen war. Eine ganze Reihe von gußeisernen Pfannen und Töpfe zierte das Fensterbrett und den Bereich um die Tür. Den hinteren Ausgang hatte ich mit meiner Kleidertruhe verbarrikadiert, während die vordere Tür, zumindest scheinbar, ungesichert blieb um mögliche Angreifer in Sicherheit zu wiegen.
Eines Abends, es war schon sehr spät, die Nacht hat sich praktisch schon über das Land gelegt, hörte ich abermals eigenartige Geräusche. Ein Blick aus dem Fenster, die Umgebung war durch den Schein der drei Monde und einem ausnahmsweise wolkenfreien Himmel, gut beleuchtet, gab preis dass ich mich nicht irrte. Ich sah einen Schatten hinter einem Baum verschwinden, wippende Zweige die scheinbar zuvor jemand zur Seite geschoben hat. Ich war mir sicher dass nur die Ahn geschlagen hat in der ich abermals in eine Sache rutschen werde aus der es so schnell kein Entkommen gibt. Denn was sollte ein Mann, der sich ein Weib anzueignen gedenkt, schon wollen. Eine Gefährtin oder eine Sklavin. Und ich wollte weder das eine noch das andere werden.
Entschlossen griff ich nach der größten Pfanne, umfasste fest ihren Griff, huschte durch den dunklen Raum in dem sonst immer auf der Kochstelle ein Feuerchen brennt und zu meiner eigenen Sicherheit gänzlich im Schatten lag.
Zwar rechnete ich meine Chancen nicht gerade hoch aus, um ehrlich zu sein sah ich sie in einem Bereich um die Null, aber ich wollte es dem Angreifer auch nicht zu einfach machen.
Die Geräusche vor meiner Tür nahmen zu. Es war kein Gepolter, keine Stimme war zu hören, aber mir schien als wolle jemand etwas vor meiner Hütte abladen. Im Nachhinein betrachtet erscheint es mir natürlich etwas sinnfrei, denn ich habe noch nie einen Plünderer, einen Weibsbildentführer gesehen der neben entwendeter Gestände und Frauen auch etwas zurücklässt. Von Tod und Verderben abgesehen.
Doch soweit zu denken kam mir in dem Augenblick nicht in den Sinn. Noch ein weiterer Blick aus dem Fenster gab zu erkennen dass sich eine dunkle Gestalt vor meiner Tür zu schaffen macht, leicht vorneübergebeugt irgendetwas in den Händen hält. Und da ich von jeher der Meinung bin dass Angriff die beste Verteidigung ist, riss ich die Tür auf und schwang die gußeiserne Pfanne mit voller Entschlossenheit und Präzision.

Der große, dunkle Mann sackte zusammen, landete auf seinen Knien und mit dem Oberkörper in meiner Hütte. Ein paar Ihn der Überraschung meinerseits folgten. Niemals hätte ich gedacht dass er so leicht zu überwältigen sei und so dauerte es ein paar Wimperschläge lang bis ich aus meiner Starre erwachte und gerade zu einem Freudentaumel übergehen wollte, der natürlich mit einem zweiten Schlag einhergehen sollte. Die Pfanne hoch erhoben, wild dazu entschlossen ihn nach Valhalla zu schicken, und zwar auf die letzte Reise und nicht zurück zu seinem Clan, schaute ich nach unten und eine Stimme erhob sich.
Mit einem - 'Bist du wahnsinnig geworden, Weib!' - drang Aegirs laute Stimme in mein Ohr, die pfannehaltende Hand sackte unverrrichteter Dinge nach unten.
Nun befand ich mich wahrlich in Verlegenheit. Einerseits wollte ich loszetern was der gute Mann zu dieser Ahn rund ums Haus schleichend verloren hat. Anderseits war ich natürlich auch besorgt ihm Schaden zugefügt zu haben.
Das Donnerwetter, welches mich erwartete war kaum vorstellbar und ist schlecht zu beschreiben. Aegir war jedenfalls ausser sich vor Zorn und kündigte an dass er sich etwas besonderes einfallen lassen wird damit ich meine Schuld abtragen kann. Wobei mir bis zum heutigen Tag gänzlich unbegreiflich erscheint welches Verbrechen ich begangen haben soll. Abgesehen von der unerlaubten Reise nach Belnend. 


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