Die Ereignisse, die meine Zurückgezogenheit und vor allem Sicherheit im Camp der Waldweiber störten, überschlugen sich. Mir selbst war immer bewusst, dass ich mich ihnen weder anschliessen werde noch über die Maßen lange dort zu verweilen gedenke.
Nennen wir es eine kurze Auszeit, eine Zeit des Bedenkens und die Möglichkeit über gewisse Dinge ein wenig Gras wachsen zu lasssen. Gut, eine ganze Menge Gras.
Nach meiner "Befreiung", nachdem wir, Aegir, Bo und ich, das Camp verlassen haben, ging es auf direkten Weg nach Belnend. Die beiden Männer hatten es wirklich sehr eilig. Wir schlugen uns durch bis zum Hafen, es wurde Segel gesetzt und Siba und seine Waldweiber rückte in die Ferne.
Es empfand höchstes Bedauern und eine unglaubliche Zerrissenheit. Den Jägerinnen hatte ich viel zu verdanken, die Art und Weise wie sie mich in ihrer Mitte aufgenommen haben, war beispiellos. Ich hatte das Gefühl ihnen so etwas wie Loyalität zu schulden. Anderseits empfand ich auch Bedauern Aegir und Bo gegenüber, da ich mir meiner Verfehlungen in ihren Augen durchaus bewusst war und auch niemals wollte dass jemand Schaden nimmt.
Der Schaden an sich hielt sich zwar in Grenzen, es wurde niemand verletzt, abgesehen vom Stolz des Hauptmanns als man ihn seiner Kleidung und Waffen entledigte.
Die ganze Zeit über, als wir noch in Siba waren, tobte in ihr ein Kampf. Ich wollte ein gutes Weib sein, jemand auf den man stolz sein kann. Aber eben auch ein gutes, freies Weib dass in den nächsten siebenhunderfünfzig Umläufen keine Gefährtenschaft mehr einzugehen gedachte.
Während der Reise zurück nach Belend hatte ich ausreichend Zeit über alles in Ruhe nachzudenken. Die beiden Männer sprachen kaum mit mir, überließen mich meiner Gedanken.
Unsere Ankunft am Belnender Hafen war unspektakulär. Ich glaube weder der Hauptmann noch Aegir wurden erkannt, denn unser aller Erscheinungsbild ließ wirklich zu wünschen übrig. Wir sahen aus wie mehrfach von einem Boskkarren überrollt, schmutzig mit teilweise zerrissenen Kleidungsstücken.
Es gab kein Gepäck zu verladen, so dass wir nach dem Vertauen sofort den Weg in die Stadt antreten konnten. Mir selbst war nicht ganz klar warum Aegir mich hierher brachte, allem voran auch deshalb weil er mich ja auch zuhause versklaven hätte können. So meine Gedanken dazu. Die Worte der Jägerinnen, ihre Geschichten über den Mann von dem ich dachte ihn gut zu kennen, hallten immer noch nach.
Nach dem Passieren des großen Stadttors verwandelte sich unsere Ankunft von der Rückkehr einer angeschlagenen Reisegruppe zu einem wahrhaft imposanten Empfang als wären wir eine diplomatische Deligation. Der Marktplatz war überfüllt, die Leut' reihten sich Leib an Leib als gäbe es etwas zu bestaunen. Und - zu meiner völligen Überraschung - war die Hälfte davon aus dem Norden. Da Yanus aus allen Ecken des Nordens uns freundlich Gesinnte zusammengerufen hat, um im Falle eines unglücklichen Aussags der Unternehmung seines Neffen, sofort Hilfe losschicken zu können. Der Norden hatte also Belnend abermals belagert, in diesem Fall nur die Herberge um sich dort dem vielseitigen Angebot an Alkohol hingegeben.
Die Verwunderung über das alles wechselte rasch um in Verlegenheit. Sicher, ich war auch peinlich berührt angesichts unseres äusserlichen Zustands für den ich nicht ganz unverantwortlich war. Aber als der Hauptmann sich bei der Menge Gehör verschaffte, stellt er mir eine Frage, ob ich denn jetzt nun endlich gewillt sei aus freien Stücken mich der starken, führenden Hand eines Mannes übergeben zu lassen. Alles an dieser Frage war verkehrt. Denn ich wollte das ganz gewiss nicht. Aber es war ja auch nicht irgendein Mann dem ich übergeben werden sollte, sondern Aegir, der als einstiger Gefährte und Vater meiner Kinder, einen besonderen Stellenwert hat.
Und es blieb auch immer noch die Möglichkeit - nein, ich hatte es nicht vergessen! - dass Aegir an seinem Vorhaben festhält und mich in den Kragen steckt.
So gab ein einfaches Nicken ohne Begleitung eines Wortes, dem Hauptmann mein Einverständnis, welches er im Grunde nicht mal gebraucht hätte.
Von da an ging alles so rasch vonstatten, dass ich wirklich Mühe hatte richtig folgen zu können.
In der Vergangenheit habe ich unzählige Gefährtenschaftsfeiern ausgerichtet, so dass ich über die ganzen Vorbereitungen nur zu gut Bescheid weiss.
Aegirs und meine erneute Gefährtenschaftsschliessung war improvisiert, ein reinstes Chaos.
Der Hauptmann eilte ins Rathaus um sich um ein entsprechendes Dokument zu kümmern, hastete zurück auf den Marktplatz um dann festzustellen dass es ihm am wesentlichen fehlte, einer Gelegenheit Feder, Tintenfaß und Pergament zu platzieren. Kurzerhand wurde eine Sklavin zum Tisch umfunktioniert, so dass ich die ganze Ansprache des Hauptmanns über auf eine vorneüber gebeugte Dienerin schauen musste, die uns ihren vollmondförmigen Hintern entgegenstreckte und ihren Rücken als Schreib- und Ablagefläche darbot.
Die Ansprache des Hauptmann jedoch war ausführlich. Wir standen also mitten auf dem Marktplatz und über Aegir ergoß sich eine Lobeshymne während ich eine Spitze nach der anderen einstecken musste. Umzingelt von all den Leuten die sich hier eingefunden haben, erging eine Strafpredigt, die ihresgleichen sucht, über mich, so dass ich zunehmend mehr den Blick senkte und angestrengt die vor meinen Füssen eingearbeiteten Pflastersteine begutachtete.
Nachdem er Aegir fragte ob dieser bereit sei die Gefährtenschaft einzugehen, wandte er sich an mich, nach ein erneutes, zaghaftes Nicken nicht hin und wollte eine klare Antwort von mir hören.
Ich saß auf, mein Blick fiel auf Aegir der neben mir stand und im Grunde all das verkörpert was ich immer wollte. Es war mir immer bewusst wieviel Glück ich eigentlich hatte, denn es ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit dass sich Gefährtenschaft und Liebe die Hände reichen.
Ich gab ihm meine Antwort, wenngleich nicht ganz den vorgefertigten Satz den ich eigentlich zu wiederholen hatte. Aber der Hauptmann ließ es gelten, vielleicht auch deshalb weil er das Kind endlich in trockene Windeln packen und kein Risiko mehr eingehen wollte. Die Erleichterung über den Ausgang war ihm dann auch anzusehen. Mit Freude im Gesicht stellte er das entsprechende Dokument, welches Aegir und mich nun für die Dauer eines Umlaufs aneinanderbinden wird, aus und beglaubigte die erfolgreiche Schliessung mit einem Tusch, den er mit der flachen Hand auf den Hintern der vorübergebeugten Sklavin, schlug.
Und damit war es geschehen. Ringsum wurde gefeiert, gesoffen und geschmaust was das Zeug hält. Oder vielmehr was die Herberge hergab. Aegir und ich wurden von Leuten umringt, manche beglückwünschten uns, andere befragten uns ob der unglaublichen Geschichte die uns hierher, an diesen Platz führte.
Es bliebt nicht eine ruhige Ehn in der Aegir und ich miteinander sprechen konnten.
Denn, dessen war ich mir sicher, es gab einiges zu bereden und zu klären.
Doch die Möglichkeit dazu blieb uns verwehrt. Nicht nur an diesem Tag, sondern noch einige Zeit danach, selbst als wir schon lange wieder zurück im Norden und zuhause waren.
Anmerkung: Es liegen fünf Wochen RP hinter uns und ein jeder Tag davon war das reinste Vergnügen. Wir danken allen die sich an der Geschichte beteiligt haben. Das Ende davon hätte nicht bunter und lustiger sein können. Die Zeremonie wird uns ewig in Erinnerung bleiben, als eine Einzigartigkeit wie man sie auf Gor vermutlich noch nicht gesehen hat.
Sich selbst manchmal nicht zu ernst zu nehmen, anderen auch mal ihren glanzvollen Auftritt zu lassen und einfach mal ohne Plan ins Blaue zu spielen, hat diese Geschichte zu etwas besonderen gemacht.
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