Freitag, 25. November 2016

Carmen und Luna

Ein paar Monde später kehrte der Schmied aus Jorts Fähre, der sich aufgemacht hat eine Vielzahl an nordischen Dörfern zu besuchen, in unsere Mitte zurück.
Allem voran war es Finn eine Freude einen der "Alten" in seiner Nähe zu haben. Aber auch alle anderen freuten sich über die Rückkehr des Mannes, der mit seiner einfachen Art überzeugt.

In seiner Begleitung, wie schon seit längerer Zeit, die Sklavin Luna, deren Bekanntschaft ich lange vor unserer Zeit in Port Asgan gemacht habe. Die Erinnerung daran sollte ein ungutes Gefühl in mir auslösen, aber um ehrlich zu sein ist genau das Gegenteil der Fall.
Ungeachtet ihres Standes empfand ich so etwas wie ungewöhnliches Zutrauen zu ihr. Was vermutlich daran lag, dass Luna mich anderenorts und unter anderen Umständen bereits mit ihrer natürlichen Art und dem offenen Wesen überzeugte.

Ich wusste wieviel Arbeit auf uns alle zukommen wird. Allem voran natürlich auf Aegir, der seine Aufgabe zu bewältigen hat.
Doch dies alleine war nicht der Grund warum ich beschloss Myrkur, dem Schmied aus Jorts Fähre, ein Kaufangebot zu machen.
Ich sah in Luna jemanden dem ich vertrauen konnte, eine Sklavin die über alle Maßen loyal zu sein scheint. Und Loyalität ist dieser Tage ein ebenso rares Gut wie Ehre und Verstand.

Es war an Aegir mit dem Schmied die Verkaufsverhandlungen zu führen. Im Vorfeld hatte ich wirklich große Mühe meinen Gefährten davon zu überzeugen diesen für ihn ungewöhnlichen Weg zu gehen, da es in unserer Familie vermutlich noch nie vorgekommen ist dass für eine Sklavin bezahlt wurde. Doch ich wollte Luna um jeden Preis und es sollte mit rechten Dingen zugehen. So erfüllte mir Aegir diesen Wunsch, nachdem ich ihm tagelang damit in den Ohren lag.

Somit war die Familie nun in Besitz zweier Sklavinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Zwar erfüllen beide ihre Pflicht stehts mit größter Sorgfalt und Hingabe, aber in ihrer Persönlichkeit, abgesehen vom Bestreben gute Dienerinnen zu sein, könnten sie nicht unterschiedlicher auf uns wirken.
Carmen lässt sich als sehr still beschreiben, spricht nur wenn es nötig ist und wirkt auf den ersten Blick ein wenig in sich gekehrt. Als erstes an ihr aufgefallen ist dass sie sich unglaublich schnell einlebte, anpackte wo Hilfe gebraucht wurde ohne auf Anweisungen zu warten.
Ihr Pflichtbewusstsein ist über allem erhaben und davon abgesehen ist sie in der Küche eine richtige Bereicherung. Man mag darüber staunen, aber ich habe mittlerweile meinen Kochlöffel an sie abgegeben, da sich die Sklavin als herausragende Köchin bewiesen hat.
Mit ihrem langen, pechschwarzen Haar und der gertenschlanken Figur, stellt sie nebst ihres Wesens das völlige Gegenteil von Luna dar, die in allem der Gegenpol zu ihr ist.
Mit ihren blonden Locken, die zum fröhlichen, aufgeschlossenen Wesen passen, und der vorwitzigen Art mit der sie immer gerade so noch im Bereich des Akzeptablen ist, wirkt sie überaus lebendig auf mich. Davon abgesehen hat sie den größten Hintern den ich je gesehen habe. Der, wie mir scheint eine enorme Anziehungskraft auf meinen ältesten Sohn ausübt.
Somit hat der Kauf der Sklavin gleich mehrere glücklich gemacht. Und die zusätzlichen Hände die mit anpacken waren mehr als willkommen.

Dieser Tage wechselten sich auch ein paar Festlichkeiten ab.
Zum einem war da die Gefährtenschaftsfeier in Axe, dessen Jarl seine Tochter Baine einem seiner treuesten Wegbegleiter zuführte. Wir reisten bereits ein paar Tage vor dem eigentlichen Fest an, da ich Ides, dem Weib des Jarls, meine Hilfe für die Vorbereitungen zugesagt hatte.
Baine, die junge Braut, kennenzulernen hat sich als großes Vergnügen herausgestellt. In ihr ruht, neben einigen von den Göttern gegebene Fähigkeiten, ein höchst wacher Geist. Trotz ihrer Jugend ist sie von ernsthafter Natur und ein im höchsten Maße anregender Gesprächspartner.
Es war mir eine Freude zu sehen welch wunderbares Weib sich Telpherion, ein alter Bekannter, gern gesehener Gast in unserer Mitte, da eingefangen hat. Man konnte ihn zu seiner Wahl nur beglückwünschen. Ebenso die Eltern, die eine so kluge und bescheidene Tochter großgezogen haben.
Die Feier an sich war wie es im Norden erwartet wird. Bunt, laut und es gab viel zu essen und zu trinken.
Etwa später reihten sich einige Festlichkeiten aneinander, eine weitere Gefährtenschaftsschliessung zu der Yanus entsandt wurde. Und die Feiern rund um das Stadtjubiläum Belnends, zu denen sich Aegir einfand um dem Hauptmann seine Aufwartung zu machen.


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